Igel im Herbst
Alle Jahre wieder werden in unserer Praxis ab dem Herbst Igel abgegeben. Viele davon auch unnötig. Doch woran erkennen Sie, ob der Igel Hilfe benötigt?
Igel – unsere stacheligen Gartenmitbewohner
Es ist nicht ungewöhnlich, dass junge Igel auch im September, Oktober und November noch auf Nahrungssuche sind, denn häufig haben Igelweibchen im Spätsommer noch einen zweiten Wurf. Da die Jungtiere erst im August oder September geboren werden, ist es gar nicht möglich, dass sie im November schon groß und schwer genug sind. Doch auch im frühen Winter ist das Nahrungsangebot für Igel reichlich. Denn in unseren Gärten sind noch massenhaft Schnecken, Insekten und Regenwürmer vorhanden.
Wenn es allerdings richtig kalt ist, das heißt anhaltender Bodenfrost oder Schnee, sollte kein Igel mehr tagsüber unterwegs sein. Sollte das der Fall sein, ist er wahrscheinlich zu krank oder untergewichtig für den Winterschlaf.
Untergewicht bei einem Igel erkennen Sie an der Hungerfalte direkt hinter dem Kopf des Igels und an eingefallenen Flanken. Um den Winter unbeschadet zu überleben, sollte das Tier mindestens 500g auf die Waage bringen.
Doch auch wohlgenährte Igel können hilfebedürftig sein. Wenn Sie zum Beispiel sehen, dass er unsicher umher torkelt, sich bei Berührung nicht einrollt, apathisch wirkt oder äußerliche Verletzungen aufweist, sollten Sie ihn dringend zum Tierarzt bringen.
Wichtig zu wissen ist, dass es untersagt ist einen gesunden Igel aus der Natur zu entnehmen, da sie zu den besonders geschützten Arten gehören. Auch sind sie sobald sie gesund gepflegt wurden wieder in die Natur zu entlassen.
Was tun, wenn Sie einen Igel gefunden haben, der scheinbar Hilfe braucht?
Setzen Sie ihn in einen Karton mit einer lauwarmen Wärmflasche und decken ihn vorsichtig mit einem Handtuch zu. Nun können Sie mit ihm zum Tierarzt fahren. Dort wird er auf Verletzungen untersucht und von äußeren Parasiten wie Zecken und Flöhen befreit. Schön wäre es, wenn Sie ein wenig Kot des Igels einsammeln und diesen mit in die Praxis nehmen, damit festgestellt werden kann, ob er Würmer hat und gegebenenfalls auch gegen diese behandelt wird.
Sollte Ihr Igel außer Untergewicht keine weiteren Einschränkungen aufweisen, können Sie ihn wieder mit nach Hause nehmen und auf die Überwinterung vorbereiten. Bauen Sie aus festem Karton oder Spanplatten ein ausbruchssicheres Gehege mit zirka 50cm hohen Seitenwänden. Den Boden bedecken Sie mit ausreichend Zeitungspapier, das sie täglich wechseln. Nehmen Sie als Schlafhäuschen einen kleineren Karton mit einem seitlichen Eingang und füllen ihn mit zerknülltem und zerrissenem Zeitungspapier. Dieses muss wöchentlich oder bei Verschmutzung ausgetauscht werden. Die Raumtemperatur sollte 18°C bis 20°C betragen.
Igel sind Einzelgänger und sollten auch in menschlicher Obhut ein Gehege für sich alleine haben.
Was bekommt der Igel zu fressen?
Igel brauchen Abwechslung in ihrer Ernährung. Geeignet sind zum Beispiel Hunde- und Katzendosenfutter, hartgekochtes Ei oder ungewürztes Rührei, gekochtes Geflügelfleisch, kurz angebratenes Rinderhackfleisch. Um die Verdauung zu unterstützen, sollten Sie Ballaststoffe in Form von Haferflocken, Weizenkleie oder Igeltrockenfutter untermischen. Das Futter sollte immer Zimmertemperatur haben. Das heißt, nichts Warmes direkt vom Herd, aber auch nichts unmittelbar aus dem Kühlschrank.
Füttern Sie keine Speisereste, nichts Süßes, nichts Gewürztes. Obst und Gemüse, Milchprodukte, Nüsse, Rosinen und Babybrei verträgt der Igel ebenfalls nicht!
Hier einige Fütterungsbeispiele:
- 100 g Katzendosenfutter, vermischt mit 2 Esslöffeln Igeltrockenfutter
- 100 g Geflügelfleisch, vermischt mit 2 Esslöffeln Haferflocken und 1 Teelöffel Pflanzenöl
- 60 g Rinderhackfleisch mit 1 Teelöffel Öl angebraten, vermischt mit 1 Esslöffel Weizenkleie
- 30 g Rinderhackfleisch und 1 Ei mit 1 Teelöffel Öl angebraten, vermischt mit 2 Esslöffel Haferflocken
- 60 g Rührei mit 1 Teelöffel Öl angebraten, vermischt mit 2 Esslöffeln Igeltrockenfutter
Die Rezepte ergeben eine Tagesration für einen mittelgroßen Jungigel.
Es empfiehlt sich, den Igel einmal täglich am Abend zu füttern. Er sollte täglich zwischen 10 und 20g zunehmen.
Wann kann ich meinen Igel auswildern?
Hat der stachelige Geselle vor Wintereinbruch mindestens 500g erreicht, kann er zum Winterschlaf wieder in die freie Natur entlassen werden. Am besten ist es, wenn er in der Abenddämmerung dort ausgesetzt wird, wo er auch gefunden wurde, denn Igel haben einen hervorragenden Orientierungssinn und ein sehr gutes Ortsgedächtnis. Machen Sie es dem Tier leichter, indem Sie sein Schlafhäuschen mitnehmen und ebenfalls dort hinstellen. Ebenfalls hilft es ihm, wenn er in den ersten ein bis zwei Wochen abends noch zugefüttert wird.
Wenn der Igel sich zu wenig Winterspeck angefuttert hat, braucht er auch beim Winterschlaf menschliche Hilfe.
Nehmen Sie dazu das Schlafhäuschen und stellen es in einen etwas größeren Karton und stopfen die Zwischenräume mit Zeitungspapier aus. Benutzen Sie bitte kein Styropor. Es isoliert zwar gut, ist aber nicht atmungsaktiv und verursacht so Feuchtigkeit im Innenraum.
Schneiden Sie auch in den Außenkarton ein Loch, damit der Igel raus kann, wenn er möchte. Als Platz für das Winterquartier eignen sich zum Beispiel der Balkon, ein geschützter Platz im Garten oder ein Gartenschuppen.
Nachdem Sie den Igel rausgebracht haben, stellen Sie ihm so lange Abends noch Futter hin, bis er von sich aus nichts mehr frisst. Das kann bis zu einigen Wochen dauern. Weigert er sich hartnäckig zu schlafen, kann man ihm auch über drei Tage die Nahrung wegnehmen und nur frisches Wasser bereitstellen. Schläft das Tier erstmal, sollte man ihm trotzdem ein kleines Schälchen mit Katzen- oder Igeltrockenfutter und Wasser hinstellen.
Der Winterschlaf dauert etwa bis März oder April an. In dem Zeitraum hat der Igel viel an Gewicht verloren, was er vor der Auswilderung dringend wieder zunehmen muss. Jetzt haben Sie den Igel schon über einen so langen Zeitraum begleitet; füttern Sie ihn noch ein paar weitere Wochen zu, bis er wieder sein Gewicht von vor dem Winterschlaf erreicht hat. Nun können Sie ihn wie oben schon beschrieben auswildern.
Natürlich können Sie auch den Igeln in ihrem Garten den Winter erleichtern. Entfernen Sie keine Laubhaufen. Sie können sie zu einem Igelheim umbauen, indem sie Zweige darauf schichten und eine Plane darüber spannen. Die Ecken der Plane beschweren Sie mit Steinen.
Auch Komposthaufen werden gerne als Winterquartier genutzt. Stellen Sie sicher, dass es für Insektenfresser die Möglichkeit gibt, darunter Zuflucht zu suchen.
Noch eine Möglichkeit ist, ein Brett an die Hauswand zu lehnen und Nistmaterial wie Haferstroh und Laub darunter zu legen. Heu eignet sich nicht, da es schnell anfängt zu schimmeln.
Im Internet findet man viele Anleitungen zum Selberbauen eines Igelhauses, es gibt aber auch kostengünstig fertige Häuschen zu kaufen.
Hier ein schönes Beispiel für Heimwerker:
www.pro-igel.de/lebensraum/lebensraum_pdf/bauanleitung_igelhaus.pdf
Haben Sie Sorgen mit ihrem Pflegeigel, können Sie sich auch jederzeit an Igelstationen, Tierärzte oder den Naturschutzbund in Ihrer Nähe wenden.
Weitere Informationen finden Sie auf www.pro-igel.de