Myxomatose bei Kaninchen
Der Sommer ist nun doch schon fast vorbei, trotzdem wurden in den letzten warmen Wochen wieder einige Kaninchen mit zugeschwollenen Augen und Ohren, Appetitlosigkeit und Pusteln am ganzen Körper in unserer Praxis vorgestellt.
Diese Tiere hatten Myxomatose. Myxomatose, oder „Kaninchenpest“ ist eine Viruserkrankung verursacht durch Leporipoxvirus myxomatosis, aus der Gattung der Pockenviren. Wie alle Pockenviren ist es sehr gut an seinen Wirt angepasst und befällt Haus- und Wildkaninchen, während Feldhasen größtenteils verschont bleiben. Die Übertragung erfolgt durch Insektenstiche, häuft sich daher in den warmen und schwülen Sommermonaten, aber auch durch direkten Kontakt, über die Schleimhäute oder geteiltes Futter. Die Inkubationszeit beträgt 3-9 Tage. Zum Schutz des Bestandes ist es deshalb wichtig einen guten Mückenschutz zu gewährleisten, sowie eine lückenlose Impfung durchzuführen (bei uns 1 x jährlich gemeinsam mit der Impfung gegen RHD) und neue Tiere nur nach 14-tägiger Quarantäne zu den anderen Tieren zu setzen.
Die Erkrankung kann unterschiedlich schwerwiegend ausfallen. Bei dem akuten Verlauf versterben die erkrankten Tiere meist innerhalb von 10-14 Tagen und die Überlebenschancen sind sehr gering. Die deutlichsten Anzeichen sind ein sogenanntes „Unterhautödem“; geschwollen sind vor allem Augenlider, Ohren, das Mäulchen und die Anogenitalregion. Zusätzlich ist das Tier kraftlos und stellt das Fressen und Trinken ein. Es treten Pusteln am ganzen Körper auf. Häufig schwellen auch die Schleimhäute im Atemtrakt an, so dass viele Tiere an der Luftnot versterben.
Der chronische Verlauf zeichnet sich durch eine reduzierte Ausprägung aller Symptome aus; es kommt zu geschwollenen Hautpartien und vereinzelten Pusteln, der Appetit ist aber häufig noch erhalten. Abhängig von der Schwere der Erkrankung liegen die Überlebenschancen bei bis zu 20%, wenn das Tier adäquat behandelt wird. Unbehandelt überleben Kaninchen nur im Einzelfall. Nach einer überstandenen Infektion sind die Tiere immun, scheiden aber ein Leben lang Viren aus. Sie sollten daher nur in einen gut geimpften Bestand aufgenommen werden.
Die Behandlung einer viralen Erkrankung ist immer schwierig, denn gegen Viren gibt es kein „Wundermittel“. Es werden Antibiotika eingesetzt um die bakteriellen Begleiterkrankungen zu behandeln, die das geschwächte Immunsystem nicht mehr alleine bekämpfen kann. Schmerzmittel sind in manchen Fällen hilfreich, vor Allem um den Appetit zu erhalten. Sogenannte „Paramunitätsinducer“ werden verabreicht um die körpereigene Abwehr zu unterstützen. Antibiotische Augensalben werden eingesetzt um bakterielle Schäden am Auge zu reduzieren. Sehr erfolgreich haben wir in der Praxis schon Augentropfen aus Eigenserum hergestellt, die die körpereigenen Abwehrstoffe direkt am Auge erhöhen. Die Behandlung ist aufwendig und kann teuer und langwierig werden, in manchen Fällen lohnt es sich aber tatsächlich, es zu versuchen.
Wir haben seit zehn Tagen ein Kaninchen zur Behandlung bei uns in der Praxis, und es hat es mit aufwendiger Pflege und viel Einsatz vor allem unseres Stations- und Notdienst-Teams, regelmäßiger Augensalben – und Eigenblutserum-Behandlung soweit geschafft, dass wir hoffentlich bald ein neues Zuhause für es finden werden. Dieser kleine Glücksfall zeigt, auch wenn die Chancen gering sind und das Kaninchen oft nicht überlebt, verstirbt nicht zwangsläufig jedes Tier an Myxomatose.